© Ali Zbeeb, Unsplash

Clubhouse: Im Trend, aber ohne Datenschutz

Im Laufe der letzten Tage und Wochen hört man in Bezug auf Soziale Medien vor allem ein Stichwort: Clubhouse. Der Trend aus den USA ist mittlerweile auch in Deutschland angekommen und begeistert viele Zuhörer*innen. Wir haben für Sie zusammengestellt, was hinter dem Trend steckt und welche massiven Datenschutzbedenken es gibt.

Das verbirgt sich hinter Clubhouse

Bei Clubhouse handelt es sich um eine Social-Media-App, die im Gegensatz zu anderen Plattformen auf gesprochene Sprache und nicht auf Bilder oder Texte setzt. Die Audioschnipsel funktionieren im Grunde wie interaktive Live-Podcasts oder Podiumsdiskussionen, bei denen das Publikum selbst mitreden kann. Hierzu können die Zuhörer*innen virtuell die Hand heben und erhalten von der Moderation anschließend eine Sprachfreigabe. Oder eben nicht. In der Praxis sprechen meist wenige Menschen intensiv miteinander. So offen und interaktiv wie zuerst angenommen, sind die meisten Diskussionen nicht.

Hinter dem großen Begriff Clubhouse verbergen sich viele kleinere Clubs. Hier schließen sich Communitys zu bestimmten Themen zusammen. Das können von NBA-Fans zu Gründerinnen alle erdenklichen gesellschaftlichen Gruppen sein, die miteinander in Austausch treten wollen.

Um Diskussionen zu starten, können Mitglieder Räume zu bestimmten Themen erstellen und Veranstaltungen planen.

Dabei können die Hosts festlegen, wie öffentlich die Räume sind und wer welche Rechte hat. Heimlich lauschen geht allerdings nicht. Alle Teilnehmenden in einem Raum können sehen, wer zuhört.

Bisher sind vor allem Vertreter*innen aus den Bereichen Medien, Technologie und Politik sowie viele Influencer*innen im Clubhouse anzutreffen. Dadurch werden auch die Talkrunden meist zu sehr spezifischen Themen abgehalten und drehen nicht selten um Clubhouse selbst, seine Zukunft und wie die App gewinnbringend eingesetzt werden kann. So können sich allerdings auch schnell Blasen bilden.

Deshalb liegt Clubhouse im Trend

Clubhouse ist unter anderem deshalb begehrt, weil der Zugang (künstlich) verknappt ist. Bisher gibt es die App nur für iOS. Menschen ohne Apple-Gerät können sie nicht nutzen. Außerdem erfolgt der Zugang nur über Einladung. Die sind heiß begehrt und werden teilweise sogar bei eBay versteigert.

Durch diese Verknappung, die die Entwickler damit begründen, die App nicht überlasten zu wollen, entsteht "Fear of missing out" und Neugierde. Die Leute wollen wissen, was vor sich geht und haben Angst, wichtige Diskussionen zu verpassen. Zusätzlich wirkt die App exklusiv und elitär.

Bisher können eingeladene Mitglieder selbst zwei weitere Mitglieder einladen. Durch die aktive Teilnahme an der App, wie z.B. das Erstellen von Räumen, können zusätzliche Einladungen gewonnen werden. So wächst die App zwar exponentiell, aber die Verbreitung ist deutlich eingeschränkter als bei herkömmlichen Releases.

Auch deshalb wird mehr über die App gesprochen: Wer wurde von wem eingeladen? Wer ist vielleicht noch nicht dabei? Und wer hat eine Einladung „über“?

Neben der Exklusivität funktionieren vor allem Promis als Pull-Faktor. Viele bekannte Größen wie Christian Lindner und Joko Winterscheidt oder bekannte Twitterer tummeln sich bereits im Clubhouse und machen die App für ihre Fans interessant. Die Möglichkeit, ungezwungen mit berühmten Persönlichkeiten in Kontakt zu treten, reizt viele User:innen. Außerdem wird den Menschen zu Instagram eine zusätzliche Plattform gegeben, sich selbst zu inszenieren.

Auch die Corona-Pandemie trägt zum Erfolg der App bei. Zu Zeiten von Lockdown und Kontaktbeschränkungen wirkt Clubhouse wie eine intime Party, bei der man mit Fremden und flüchtigen Bekannten sprechen kann und das Gefühl hat, endlich mal wieder „rauszukommen“. Viele Menschen haben das Bedürfnis nach sozialer Interaktion und Zufallsbegegnungen, das die App zu einem gewissen Grad befriedigen kann.

Mitglieder müssen gesamtes Adressbuch teilen

Das Clubhouse wirkt zunächst sehr reizvoll und birgt großes Potential. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt allerdings einige Probleme – vor allem in Sachen Datenschutz.

Um selbst Kontakte einladen zu können, müssen die Mitglieder ihr gesamtes Adressbuch freigeben. Ohne die Einwilligung der Betroffenen ist das aber mehr als bedenklich. Strenggenommen müsste jeder einzelne Kontakt um Erlaubnis gefragt werden. Das passiert wohl in den wenigsten Fällen.

Auf diese Weise sammelt die App Daten von unbeteiligten Menschen, die nicht einmal Mitglied im Netzwerk sind oder sein wollen und sich kaum dagegen wehren können. Dabei gäbe es durchaus datenschutzfreundlichere Alternativen.

Clubhouse speichert allerdings nicht nur die Telefonnummern aus dem Adressbuch, es erstellt zusätzlich sogenannte Schattenprofile.

Das heißt, es gibt für Menschen, die in den Adressbüchern von Mitgliedern vorkommen, aber selbst noch nicht Mitglied sind, bereits Profile. So wird gespeichert, wer auch außerhalb von Clubhouse mit wem vernetzt ist.

Ein lustiger Nebeneffekt: Die ADAC Pannenhilfe gilt plötzlich als gut vernetzt. Bisher gibt es allerdings noch nicht die Möglichkeit, das eigene Schattenprofil löschen zu lassen und gegen die Datenverarbeitung zu widersprechen.

Auch innerhalb von Clubhouse wird die Vernetzung der Mitglieder offengelegt: Auf den Profilen kann eingesehen werden, wer von wem eingeladen wurden. Das dient zum Teil der sozialen Kontrolle. Man übernimmt quasi die Verantwortung für diejenigen, die man einlädt. Auch deshalb ist es schwierig, die App anonym zu nutzen.

Gespräche werden mitgeschnitten und teilweise gespeichert

Neben den üblichen persönlichen Daten wie Profilname oder Präferenzen wie sich auch von anderen sozialen Medien gespeichert werden, geht Clubhouse einen Schritt weiter und zeichnet komplette Gespräche auf. Laut Alpha Exploration, dem Unternehmen, das hinter Clubhouse steckt, sollen so Beweise gesammelt werden, um gegen mögliche Verstöße gegen die AGB zu vorzugehen. Mitglieder dürfen die Gespräche hingegen nicht aufzeichnen.

Sobald in den Gesprächen eine Person gemeldet wird, speichert Clubhouse seine Aufzeichnungen zur späteren Verwendung. Ohne Meldung würden die Aufzeichnung laut den Entwicklern sofort wieder gelöscht.

Die App und ihre Regeln sind intransparent

Einer der Grundsätze der DSGVO ist die Transparenz. Bei Clubhouse sieht das anders aus. Die App hat keine Regeln, aus denen eindeutig hervorgeht, wofür die gesammelten Daten verwendet werden.

Laut der eigenen Datenschutzerklärung dürfte Clubhouse die Daten sogar an Dritte weitergeben.

Auch der Ausstieg aus dem Clubhouse ist nicht gerade transparent: In die App selbst ist keine Möglichkeit eingebaut, das eigene Konto zu löschen. Dazu muss eine E-Mail an die Anbieter geschickt werden – auf Englisch und mit einer auf Clubhouse verifizierten E-Mail-Adresse. Für viele Menschen stellt das bereits eine gewisse Hürde dar, die vom Abmelden abschrecken könnte.

Die gesammelten Daten liegen in den USA

Die Firma Alpha Exploration hat lediglich einen Sitz in der USA. Dort werden auch alle gesammelten Daten wie Nutzungsprofile und Adressbücher gespeichert. Laut DSGVO gilt die USA allerdings als Drittland, in dem die Rechte europäischer Bürger:innen nicht ausreichend sichergestellt und überwacht werden können. Außerdem ist bisher nicht erkennbar, ob das Unternehmen eine europäische Vertretung hat. Dadurch entstehen viele Unklarheiten im Umgang mit der Firma.

Zusätzlich warten europäische Aufsichtsbehörden auf Stellungnahmen des Unternehmens, die Licht ins Dunkle bringen könnten. Die Behörden in der EU und in Deutschland haben allerdings ein Auge auf die Firma.

So appelliert der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) an mögliche Nutzende, sich die Datenschutzrichtlinien intensiv anzusehen und das Risiko und die freigegebenen Daten mit dem tatsächlichen Nutzen der App abzuwägen.

Person sitzt mit einer Zeitung auf einer Bank

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Quellen

Böhl, Lukas (2021): „Clubhouse: Ein erster Erfahrungsbericht“, Stuttgarter Nachrichten, 19. Januar 2021, https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.clubhouse-erfahrungsbericht-mhsd.acaff178-cc98-4293-83db-0e9f23131ccc.html, letzter Zugriff am 02. Februar 2021.

Kreienbrink, Matthias (2021): „Was steckt hinter dem Hype um Clubhouse?“, Spiegel Netzwelt, 18. Januar 2021, https://www.spiegel.de/netzwelt/apps/clubhouse-was-man-ueber-die-trend-app-wissen-sollte-a-e958fd5c-2664-477a-b4ac-411093d38f90, letzter Zugriff am 02. Februar 2021.

Tagesschau, (2021): „Fraglicher Datenschutz im Clubhouse“, 09. Januar 2021, https://www.tagesschau.de/wirtschaft/clubhouse-audio-app-deutschland-datenschutz-social-media-101.html, letzter Zugriff am 02. Februar 2021.

Vollmer, Jan (2021): „Clubhouse: Schattenprofile vs. DSGVO – Hype in der Grauzone“, t3n, 20. Januar 2021,https://t3n.de/news/clubhouse-schattenprofile-vs-1351026/, letzter Zugriff am 02. Februar 2021.

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