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Open-Source-Software: Der Schlüssel zu mehr Datenschutz und IT-Sicherheit?
Zuletzt aktualisiert am 07. November 2024
Immer mehr Unternehmen suchen nach Wegen, um ihre sensiblen Daten besser zu schützen und gleichzeitig flexibel auf neue Sicherheitsanforderungen reagieren zu können. Inmitten wachsender Bedrohungen und strengerer Datenschutzbestimmungen tritt Open-Source-Software (OSS) zunehmend als interessante Alternative auf.
Anders als bei herkömmlicher Software sind die Quellcodes von Open-Source-Lösungen offen einsehbar und erlauben es innerhalb oder mithilfe einer Community, das Programm individuell an die eigenen Anforderungen anzupassen – ein bedeutender Vorteil in puncto Datenschutz und IT-Sicherheit.
Doch birgt diese Transparenz nicht auch Risiken? Und wie steht es um die Sicherheit von Open-Source-Programmen, wenn potenzielle Angreifer genauso Zugriff auf den Quellcode haben wie Entwickler:innen?
Definition und Vorteile von Open-Source-Software
Open-Source-Software, kurz OSS, zeichnet sich dadurch aus, dass ihr Quellcode frei zugänglich ist und von jeder interessierten Person eingesehen, angepasst und weiterverbreitet werden kann. Diese Offenheit bringt zahlreiche Vorteile, die vor allem für Unternehmen und Organisationen attraktiv sind. Im Vergleich zu proprietären Softwarelösungen bietet Open Source durch den offenen Quellcode eine höhere Flexibilität: Software kann exakt an unternehmensspezifische Anforderungen angepasst und unabhängig von Herstellern betrieben werden. Ein weiterer Vorteil ist die große Entwickler-Community, die regelmäßig an der Verbesserung und Sicherung von Open-Source-Projekten arbeitet und durch gemeinsame Anstrengungen Sicherheitslücken zügig schließen kann.
Für Unternehmen bedeutet der Einsatz von Open Source nicht nur einen möglichen Kostenvorteil, sondern auch Unabhängigkeit und Transparenz – zentrale Elemente, wenn es um die Kontrolle über die eigenen Daten und Prozesse geht. Besonders in puncto IT-Sicherheit und Datenschutz profitieren viele von dem Prinzip „Viele Augen sehen mehr“, da der offene Quellcode die Entdeckung und Behebung von Sicherheitslücken beschleunigt. Das gilt aber natürlich nicht für eigene Anpassungen des Quellcodes – hier sehen es im Zweifel nur wenige.
Open Source und Datenschutz
Ein oft genannter Vorteil von Open-Source-Software ist ihre Datenschutzfreundlichkeit. Während proprietäre Anbieter häufig Daten von Nutzer:innen sammeln, um etwa ihre Dienste durch Werbung zu finanzieren oder Profile zu erstellen, ist dies bei Open Source selten der Fall. Darüber hinaus sind die Entwickler:innen von Open-Source-Software häufig persönlich an datenschutzfreundlichen Lösungen interessiert, was sich in einer „datensparsamen“ Programmierung zeigt. Im Gegensatz zu kommerziellen Softwarelösungen, die oft datengetriebene Geschäftsmodelle verfolgen, werden Open-Source-Lösungen in der Regel ohne solche monetären Anreize entwickelt. Die Entwickler-Communities legen daher verstärkt Wert auf datenschutzgerechte Funktionen, wodurch viele Open-Source-Lösungen von vornherein datenschutzfreundlicher gestaltet sind.
Die freie Wahl des Serverstandorts und die Möglichkeit, Datenströme individuell zu kontrollieren, ermöglichen es Unternehmen, den Einsatz von Open Source besonders datenschutzkonform zu gestalten. Durch den offenen Quellcode lässt sich genau nachvollziehen, wie Daten verarbeitet werden – eine Transparenz, die für viele ein entscheidender Pluspunkt ist.
Allerdings gibt es auch Herausforderungen: Auch Open-Source-Software muss korrekt konfiguriert werden, um den Datenschutz vollständig zu gewährleisten. Manche Anwendungen sind im Standardzustand nicht optimal auf den Schutz der Privatsphäre ausgelegt und benötigen technische Anpassungen. Ein Beispiel ist die Open-Source-Videokonferenzlösung Jitsi, die standardmäßig Google-Server für die Verbindungsherstellung nutzt, was potenzielle Datenschutzrisiken birgt.
Wenn Unternehmen Open-Source-Software einsetzen und dabei personenbezogene Daten durch externe Dienstleister oder auf externen Servern verarbeitet werden, müssen sie sicherstellen, dass diese Auftragsverarbeitung den Anforderungen der DSGVO entspricht. Dies umfasst die Erstellung eines Auftragsverarbeitungsvertrags (AV-Vertrag) mit den jeweiligen Dienstleistern. Dabei kann die Umsetzung bei Open-Source-Projekten komplex werden, da nicht immer ein klar definierter Anbieter als Vertragspartner für den AV-Vertrag zur Verfügung steht.
Datenschutzkonforme Konfigurationen erfordern technisches Know-how und ein Verständnis für datenschutzrechtliche Anforderungen, um den Betrieb der Software so datensparsam und sicher wie möglich zu gestalten. Datenschutzkonforme Anpassungen sind bei Open-Source-Software also möglich und oft einfacher umzusetzen als bei proprietären Lösungen, erfordern jedoch fachliche Expertise und eine sorgfältige Umsetzung.
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IT-Sicherheit bei Open-Source-Software: Vorteile und Risiken
Im Bereich der IT-Sicherheit bietet Open-Source-Software einige einzigartige Vorteile, die durch den offenen Quellcode entstehen. Ein zentraler Aspekt der Sicherheit von Open Source liegt in der Transparenz: Der für alle zugängliche Code ermöglicht es, potenzielle Schwachstellen sofort zu erkennen und direkt Maßnahmen zu deren Behebung einzuleiten. In der Open-Source-Community gilt das Prinzip „Viele Augen sehen mehr“ – eine breite Basis an Entwickler:innen kann potenzielle Schwachstellen schneller identifizieren als ein einzelnes, internes Team bei proprietärer Software.
Das ist besonders wertvoll für sicherheitskritische Anwendungen, wie Verschlüsselungssysteme oder VPN-Dienste, deren Codes regelmäßig von unabhängigen Expert:innen in sogenannten Security-Audits geprüft werden. Solche Audits sind bei proprietären Lösungen, deren Code nicht zugänglich ist, oft nicht möglich, was Open Source hier einen bedeutenden Sicherheitsvorteil verschafft.
Ein weiteres Argument für Open Source im Kontext der IT-Sicherheit ist die Unabhängigkeit von Herstellern und die aktive Rolle der Community. Die Möglichkeit, Sicherheitslücken selbst zu beheben oder Patches zu entwickeln, gibt Anwender:innen die Kontrolle zurück, ohne auf Updates eines Anbieters warten zu müssen. Aber auch hier gilt natürlich, dass es eines regelmäßigen Patchmanagements bedarf, um die Sicherheit zu gewährleisten.
In der Praxis zeigt sich, dass Open-Source-Software durch die kontinuierlichen Prüfungen der Community häufig besonders gut gegen bekannte Sicherheitslücken geschützt ist und Anwender:innen mehr Flexibilität und Sicherheit bietet. Zudem ist Open-Source-Software in der Regel weniger weit verbreitet und somit für Hacking weniger profitabel. Hinzu kommt, dass Open-Source-Software in der Regel leichter mit anderer Software kompatibel ist. So werden auch der sogenannte Vendor-Lock-in und Monokulturen verhindert.
Dennoch birgt die Offenheit des Codes auch potenzielle Risiken, die Unternehmen beachten sollten. Die Offenheit des Quellcodes bedeutet, dass nicht nur Entwickler:innen, sondern auch potenzielle Angreifer:innen den Code analysieren und Schwachstellen entdecken können. Diese Transparenz stellt ein Paradoxon dar: Einerseits können Sicherheitslücken schneller behoben werden, da sie von der Community frühzeitig erkannt werden; andererseits können Angreifer:innen diese Lücken ebenso leicht aufspüren und gezielt ausnutzen. Unternehmen sind daher besonders gefordert, stets die aktuellste Version der Software zu verwenden und regelmäßige Sicherheitsupdates durchzuführen.
Zusätzlich birgt Open-Source-Software das Risiko sogenannter „verlassener“ Projekte. Ein Open-Source-Projekt, das nicht aktiv weiterentwickelt oder regelmäßig geprüft wird, kann mit der Zeit unsicher werden, wenn neue Sicherheitslücken auftreten und nicht behoben werden. Auch im Open-Source-Bereich gibt es für manche Produkte ein End of Life, nach dem Communitys die Produkte nicht weiter unterstützen. Gleichzeitig besteht im Gegensatz zu proprietärer Software die Möglichkeit, dass Software auch nach Insolvenz der entwickelnden Firma weiter betrieben und entwickelt wird.
Zudem ist Open-Source-Software nicht automatisch kostenlos. Auch hier gibt es unterschiedliche Lizenz- und Support-Modelle, die Unternehmen genau prüfen sollten, bevor sie eine Lösung implementieren. In manchen Fällen ändern sich die Lizenzen im Laufe der Zeit. Das kann Unternehmen vor rechtliche Herausforderungen stellen.
Durch verifizierte Quellen und die Nutzung kryptografischer Signaturen können Organisationen sicherstellen, dass der heruntergeladene Quellcode nicht von Dritten manipuliert wurde. Unternehmen sollten darauf achten, ausschließlich Open-Source-Software mit einer aktiven und engagierten Community einzusetzen oder selbst die Verantwortung für Wartung und Sicherheitsupdates zu übernehmen, um diese potenziellen Risiken zu minimieren.
Empfehlungen des BfDI
Ulrich Kelber, ehemaliger Bundesbeauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit (BfDI), betonte in seinen Empfehlungen die Bedeutung der Transparenz und Kontrollierbarkeit, die durch Open-Source-Software ermöglicht wird. Er unterstrich, dass Open-Source-Software eine wichtige Grundlage für die Selbstbestimmung über eigene Daten schaffen könne, da nur die Offenheit des Codes eine umfassende Überprüfbarkeit und Kontrolle sicherstellt.
Kelber wies zudem darauf hin, dass die Nutzung von Open Source gerade für öffentliche Stellen von Vorteil sein kann, da sie im Vergleich zu proprietären Lösungen größere Anpassungsfähigkeit und Transparenz bietet. Diese Eigenschaften machen OSS zu einem wertvollen Instrument für öffentliche Verwaltungen, die gesetzliche Datenschutzvorgaben erfüllen müssen.
Darüber hinaus empfahl Kelber, beim Einsatz von Open Source auf etablierte und geprüfte Lösungen zu setzen, deren Sicherheitsmechanismen bereits durch die Community validiert wurden. Er empfahl Unternehmen und Behörden, bei der Einführung von Open Source auf die Einhaltung der relevanten Datenschutzanforderungen zu achten und die Implementierung gemeinsam mit IT-Expert:innen zu gestalten, um Datenschutzprobleme zu vermeiden.
Abschließend betonte Kelber, dass Transparenz alleine jedoch nicht ausreiche: Es sei ebenso wichtig, klare Datenschutz- und IT-Sicherheitsstandards für den Betrieb von Open-Source-Software festzulegen und kontinuierlich umzusetzen.
Fazit: Open Source als datenschutz- und sicherheitsfreundliche Option?
Zusammenfassend bietet Open-Source-Software viele Vorteile für Datenschutz und IT-Sicherheit. Durch die Offenlegung des Quellcodes erhalten Unternehmen eine Transparenz, die es ihnen ermöglicht, die Software gezielt an ihre eigenen Anforderungen anzupassen und sicherzustellen, dass keine unerwünschte Datenverarbeitung erfolgt. Gleichzeitig können Sicherheitslücken durch die breite Community schneller entdeckt und behoben werden, was ein zusätzliches Maß an IT-Sicherheit verspricht. Diese Faktoren machen Open Source für Organisationen interessant, die Flexibilität und Kontrolle über ihre Daten schätzen und sich nicht auf undurchsichtige Systeme verlassen möchten.
Allerdings müssen Unternehmen auch die Herausforderungen berücksichtigen: Der Einsatz von Open Source erfordert technisches Know-how, eine durchdachte Konfiguration und kontinuierliche Wartung, um datenschutz- und sicherheitskonform zu bleiben. Ohne entsprechende Fachkenntnisse kann das Potenzial von Open Source nur begrenzt ausgeschöpft werden und Sicherheitsrisiken könnten entstehen. Open Source ist also kein Garant für perfekte Sicherheit, sondern vielmehr eine Chance, diese durch gezielte Anpassungen und kontinuierliche Pflege zu realisieren.
Quellen
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (o. J.): „FLOSS (Free/Libre Open-Source-Software)“, https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/Unternehmen-und-Organisationen/Informationen-und-Empfehlungen/Freie-Software/freie-software_node.html, letzter Zugriff am 25. Oktober 2024.
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (o. J.): „Open-Source-Software und Vorabversionen von Betriebssystemen“, https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/Verbraucherinnen-und-Verbraucher/Informationen-und-Empfehlungen/Cyber-Sicherheitsempfehlungen/Updates-Browser-Open-Source-Software/Open-Source-Vorabversionen-von-Betriebssystemen/open-source-vorabversionen-von-betriebssystemen_node.html, letzter Zugriff am 25. Oktober 2024.
Faust, Mike (2024): „Verband fordert vollständige Umstellung auf freie Software“, golem.de, 10. Oktober 2024, https://www.golem.de/news/open-source-verband-fordert-vollstaendige-umstellung-auf-freie-software-2410-189701.html, letzter Zugriff am 25. Oktober 2024.
Kalinowsky, Anna (2020): „Ist Open-Source-Software wirklich sicherer?“, heise online, 10. September 2020, https://www.heise.de/tipps-tricks/Ist-Open-Source-Software-wirklich-sicherer-3929357.html, letzter Zugriff am 25. Oktober 2024.
Kelber, Ulrich (2020): „Die Bedeutung von Datenschutz im Open Source Bereich“, Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationssicherheit, 22. August 2020, https://www.bfdi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/DokumenteBfDI/Reden_Gastbeitr%C3%A4ge/2020/Open-Source-FrOSCon.pdf?__blob=publicationFile&v=3, letzter Zugriff am 25. Oktober 2024.
Lehm, Hendrik von (2021): „Digitale Infrastruktur für die Zivilgesellschaft – Gedanken zur Rolle von Open-Source-Software und Datenschutz“, Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, 03. Juni 2021, https://www.b-b-e.de/bbe-newsletter/newsletter-nr-11-vom-362021/vom-lehn-open-source-software-und-datenschutz/, letzter Zugriff am 25. Oktober 2024.