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Gefahr von innen: Wie Insider Bedrohungen den Datenschutz gefährden

Zuletzt aktualisiert am 01. Oktober 2024

Laut einer aktuellen Studie gaben 69 % der Unternehmen an, in den letzten zwölf Monaten mindestens eine versuchte oder erfolgreiche Insider Bedrohung erlebt zu haben. Diese Bedrohungen, die von internen Personen wie Mitarbeitenden oder Geschäftspartner:innen ausgehen, stellen eine erhebliche Gefahr dar.

Im Gegensatz zu externen Angriffen, bei denen sich Cyberkriminelle von außen Zugang zu den Systemen eines Unternehmens verschaffen, nutzen Insider ihre autorisierten Zugänge, um Schaden anzurichten – entweder absichtlich oder unabsichtlich. Besonders kritisch ist dies in Hinblick auf den Datenschutz, denn Insider Bedrohungen richten oft erheblichen Schaden an, bevor sie überhaupt erkannt werden.

Unternehmen stehen daher vor der Herausforderung, nicht nur externe Angriffe, sondern auch interne Sicherheitsrisiken effektiv abzuwehren. 

Arten von Insider Bedrohungen

Insider Bedrohungen lassen sich in drei Hauptkategorien unterteilen: unbeabsichtigte, böswillige und kompromittierte Insider. Jede dieser Kategorien stellt unterschiedliche Herausforderungen für Unternehmen dar, da die Bedrohungen auf verschiedene Weise entstehen und erkannt werden müssen.

Unbeabsichtigte Insider Bedrohungen sind häufig die Folge von menschlichem Versagen oder Fahrlässigkeit. Mitarbeitende handeln hier nicht mit böser Absicht, können aber durch Unachtsamkeit große Schäden verursachen. Ein klassisches Beispiel ist das versehentliche Versenden sensibler Daten an die falsche Person oder die Nichtbeachtung von Sicherheitsrichtlinien, wie etwa das Ignorieren von Updates oder Sicherheitspatches. Auch das Öffnen von Phishing-E-Mails kann schnell dazu führen, dass Cyberkriminelle unbemerkt auf interne Systeme zugreifen. Solche Fehler sind oft schwer zu verhindern, da sie auf menschliche Schwächen zurückzuführen sind, und können Unternehmen empfindlich treffen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2022 gehen 56 % der Insider Bedrohungen auf fahrlässige oder unachtsame Mitarbeitende zurück.

Böswillige Insider Bedrohungen sind gezielte und absichtliche Handlungen, die meist durch persönliche Motive wie Rache, finanzielle Bereicherung oder Erpressung ausgelöst werden. Mitarbeitende, die unzufrieden sind oder das Unternehmen bewusst schädigen wollen, greifen dabei auf ihr Insider-Wissen zu, um kritische Daten zu stehlen, IT-Systeme zu sabotieren oder vertrauliche Informationen an Dritte zu verkaufen. Diese Art der Bedrohung ist besonders gefährlich, da die Täter:innen oft genau wissen, wie sie Schwachstellen ausnutzen können, ohne sofort entdeckt zu werden.

Kompromittierte Insider stellen eine besonders gefährliche Form dar. 24 % der gesamten Kosten für Sicherheitsvorfälle entfallen auf Insider, deren Zugangsdaten gestohlen oder manipuliert wurden. In diesen Fällen werden die Zugangsdaten von Mitarbeitenden oder Geschäftspartner:innen gestohlen oder durch Social Engineering erlangt. Externe Angreifende nutzen dann die Legitimation dieser Insider, um unbemerkt in Netzwerke einzudringen, vertrauliche Informationen zu sammeln oder Malware zu verbreiten. Da diese Bedrohungen oft unter dem Radar der üblichen Sicherheitssysteme bleiben, sind sie besonders schwer zu erkennen und zu stoppen. Unternehmen sind hier gefordert, moderne Sicherheitslösungen zu implementieren, um verdächtige Aktivitäten rechtzeitig zu identifizieren. 

Warum Insider Bedrohungen so gefährlich sind

Insider Bedrohungen sind deshalb so gefährlich, weil sie von Personen ausgehen, die bereits berechtigten Zugang zum Firmennetzwerk, zu sensiblen Daten und IT-Systemen haben. Anders als bei externen Cyberangriffen müssen sich Insider nicht durch Firewalls oder andere Sicherheitsbarrieren kämpfen. Sie können auf vorhandene Zugänge und Berechtigungen zugreifen, um Informationen zu manipulieren, zu stehlen oder Systeme zu sabotieren. Dies macht es schwieriger, sie zu erkennen, da ihre Aktivitäten oft wie normale Vorgänge aussehen.

Hinzu kommt, dass Insider in der Regel das Unternehmen, seine Prozesse und Schwachstellen sehr gut kennen. Sie wissen genau, wo sich kritische Informationen befinden und wie sie Sicherheitsmechanismen umgehen können. Böswillige Insider können beispielsweise Backups löschen, Daten verschlüsseln oder sogar ganze Server stilllegen, ohne dass es sofort auffällt. Ein solcher Vorfall kann das Vertrauen in ein Unternehmen stark beeinträchtigen und enorme finanzielle Schäden verursachen.

Studien zeigen, dass die durchschnittlichen Kosten eines durch Insider Bedrohungen verursachten Sicherheitsvorfalls deutlich höher sind als bei externen Angriffen. Laut dem Ponemon Institute gehören Insider zu den kostspieligsten Ursachen von Datenschutzverletzungen, mit durchschnittlichen Kosten von mehreren Millionen Euro pro Vorfall. IBM geht davon aus, dass böswillige Insider für 7 % aller Sicherheitsverletzungen verantwortlich sind, jedoch die höchsten Kosten von bis zu 499 Millionen US-Dollar verursachen.

Erschwerend kommt hinzu, dass Insider oft über längere Zeiträume hinweg unbemerkt agieren können. Die Erkennung solcher Bedrohungen dauert im Durchschnitt 77 Tage, was den Schaden noch verstärken kann. Angreifende Insider nutzen oft fortschrittliche Techniken, um ihre Spuren zu verwischen und normale Verhaltensmuster nachzuahmen, wodurch sie die Überwachungssysteme austricksen. 

Zusammenhang zwischen Insider Bedrohungen und Datenschutz

Ein entscheidender Aspekt im Umgang mit Insider Bedrohungen ist der enge Zusammenhang zum Datenschutz. Insider-Bedrohungen betreffen häufig den unbefugten Zugriff auf sensible Daten, die im Rahmen der Datenschutzgesetze besonders geschützt sind. Wenn Mitarbeitende, ob absichtlich oder unabsichtlich, personenbezogene Daten preisgeben oder missbrauchen, führt dies nicht nur zu rechtlichen Konsequenzen für das Unternehmen, sondern kann auch zu erheblichen Imageschäden führen. Die strengen Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) erfordern es, dass Unternehmen umfassende Maßnahmen ergreifen, um den Missbrauch von Daten zu verhindern und sicherzustellen, dass die Privatsphäre von Kund:innen und Mitarbeitenden geschützt wird.

Insider Bedrohungen sind besonders tückisch, da sie oft lange unentdeckt bleiben, was die Gefahr einer Datenschutzverletzung deutlich erhöht. Unternehmen müssen deshalb sicherstellen, dass sie sowohl technische als auch organisatorische Maßnahmen ergreifen, um den Schutz der Daten zu gewährleisten. Dazu gehört nicht nur der eingeschränkte Zugang zu personenbezogenen Informationen, sondern auch eine strikte Überwachung der Nutzung und Verarbeitung dieser Daten. Aber auch diese Überwachung muss natürlich datenschutzkonform erfolgen.

Verstöße gegen den Datenschutz aufgrund von Insider-Bedrohungen können zu erheblichen Bußgeldern führen, wie es die DSGVO vorsieht. Daher ist es unerlässlich, den Datenschutz in alle Strategien zur Vermeidung von Insider-Bedrohungen zu integrieren. 

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Strategien zur Prävention von Insider Bedrohungen

Um sich effektiv gegen Insider Bedrohungen zu schützen, müssen Unternehmen umfassende Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, die über klassische IT-Sicherheitslösungen hinausgehen. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die Schulung der Mitarbeitenden. Regelmäßige Schulungen zur Sensibilisierung für Sicherheitsrisiken sind entscheidend, um das Bewusstsein für potenzielle Gefahren zu schärfen und die Mitarbeitenden auf typische Angriffsmethoden, wie etwa Phishing, vorzubereiten. Dadurch lassen sich unbeabsichtigte Insider-Bedrohungen erheblich reduzieren.

Zudem sollte jedes Unternehmen strenge Zugriffsrichtlinien implementieren. Der Grundsatz des "Need-to-know"-Prinzips sollte konsequent angewendet werden, damit Mitarbeitende nur Zugriff auf Daten und Systeme haben, die sie für ihre Arbeit tatsächlich benötigen. Dafür sollten Unternehmen entsprechend ein Rollen- und Berechtigungskonzept einführen.

Durch die Überwachung und Protokollierung von Aktivitäten kann auffälliges Verhalten rechtzeitig erkannt werden. Moderne Technologien wie KI-gestützte Anomalieerkennung helfen dabei, ungewöhnliche Muster zu identifizieren, die auf böswillige Absichten hindeuten könnten. Eine derartige Überwachung muss aber immer verhältnismäßig, risikobasiert und datenschutzkonform erfolgen.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die regelmäßige Überprüfung der Zugriffsrechte. Häufig behalten ehemalige Mitarbeitende oder externe Dienstleister:innen noch Zugriff auf Systeme, obwohl sie das Unternehmen längst verlassen haben. Durch ein striktes Identitäts- und Zugriffsmanagement (IAM) lassen sich solche Risiken minimieren. Außerdem sollten alle sicherheitsrelevanten Systeme kontinuierlich überwacht werden, um verdächtige Aktivitäten in Echtzeit zu erkennen und zu stoppen.

Darüber hinaus können Unternehmen Multi-Faktor-Authentisierung (MFA) implementieren, um den Zugang zu sensiblen Daten zusätzlich zu schützen. Selbst wenn Anmeldedaten gestohlen werden, erschwert die zusätzliche Sicherheitsebene den unbefugten Zugriff erheblich. Zudem sollten regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen und Audits durchgeführt werden, um Schwachstellen in den Systemen und Prozessen aufzudecken. Diese Audits können dazu beitragen, Sicherheitslücken frühzeitig zu schließen, bevor sie ausgenutzt werden können.

Ein anonymes Hinweisgebersystem kann Mitarbeitenden ermöglichen, verdächtiges Verhalten ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu melden. Dies fördert eine Kultur des Vertrauens und der Sicherheit im Unternehmen.

Ergänzend dazu sollten Penetrationstests mit Insider-Fokus durchgeführt werden. Diese Tests simulieren Angriffe durch Insider und helfen dabei, Sicherheitslücken im Zugriffssystem zu identifizieren.

Schließlich kann eine datenschutzkonforme Überwachung der Netzwerkaktivitäten helfen, Insider Bedrohungen frühzeitig zu erkennen, ohne die Privatsphäre der Mitarbeitenden zu gefährden. Moderne Analysetools können hier eingesetzt werden, um ungewöhnliches Verhalten zu identifizieren und gezielt zu untersuchen. 

Fazit

Insider Bedrohungen stellen eine ernste Gefahr für Unternehmen dar, da sie von Personen ausgehen, die bereits Zugang zu sensiblen Daten und Systemen haben. Diese Bedrohungen sind schwer zu erkennen und können erhebliche finanzielle sowie rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Unternehmen müssen daher umfassende Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, um sowohl unbeabsichtigte als auch böswillige Insider-Aktivitäten zu verhindern. Der Schutz sensibler Daten ist dabei nicht nur eine Frage der IT-Sicherheit, sondern auch des Datenschutzes, da Verstöße gegen geltende Gesetze wie die DSGVO zu erheblichen Strafen führen können.

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Quellen

IBM (o. J.): „Was sind Bedrohungen von innen?“, https://www.ibm.com/de-de/topics/insider-threats, letzter Zugriff am 01. Oktober 2024.

Proofpoint (o. J.): „Was ist ein Insider-Threat?“, https://www.proofpoint.com/de/threat-reference/insider-threat, letzter Zugriff am 01. Oktober 2024.

Pryjda, Witold (2024): „Backups gelöscht, Admin gesperrt: Ex-Mitarbeiter erpresste Firma“, 11. September 2024, WinFuture, https://m.winfuture.de/news/145178, letzter Zugriff am 01. Oktober 2024.

Security Insider (2017): „Insider-Bedrohungen”, Februar 2017, https://www.security-insider.de/insider-bedrohungen-d-37866/, letzter Zugriff am 01. Oktober 2024.

Trustwave (2024): „Trustwave’s 2024 Financial Services Threat Reports Highlight Alarming Trends in Insider Threats and Phishing-as-a-Service”, 10. September 2024, https://www.trustwave.com/en-us/company/newsroom/news/trustwaves-2024-financial-services-threat-reports-highlight-alarming-trends-in-insider-threats-and-phishing-as-a-service/, letzter Zugriff am 01. Oktober 2024. 

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